Sanierung und Wiederaufbau...

Ein altes Fachwerkhaus aus dem 19.Jh. wurde von Paulo Volles in Blumenau/SC Brasilien demontiert. Es wurde in seine Halle gebracht und wir befreiten die verwertbaren Einzelteile von Schmutz. Ca. 80% der Teile einschliesslich des Dielenfussbodens,der Ziegel (6 verschiedene Formate) und der viertelgewaendelten Treppe haben wir wieder eingebaut. Das Haus wurde in der Hoehe um ca. 20cm reduziert da das Schwellholz weggefault war und die Zapfen der Stiele unten auch in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Die Stiele bekamen neue Zapfen unten, die Streben fanden alle wieder Verwendung auch die Riegel. Die Fassadenaufteilung ist nahezu die Gleiche wie im Ursprung.Man sieht hier sehr schoen wie gross die Fensteroeffnungen sind. Neuere Haeuser besitzen erheblich kleinere Fensteroeffnungen. Dies bedeutet, dass es eines der ersten Fachwerkhaeuser in der Region des Itajaitals war.

Die deutschen Einwanderer kamen aus einem "dunklen Land" und ihr Wunsch war, ein "lichtdurchflutetes" Haus zu haben. Natuerlich rechneten sie nicht mit der unbeschreiblichen Hitze und der brennenden Sonne in Brasilien.Eine andere Besonderheit dieses Hauses ist, dass die Wanddicke 13,5cm betraegt. Dies laesst darauf schliessen, dass zum Zeitpunkt der Errichtung noch kein metrisches Maas benutzt wurde. Eine andere bemerkenswerte Besonderheit ist, dass der Zapfen nicht genau in der Mitte sitzt, sondern von aussen gesehen einen Ruecksprung von 3,5cm hat.  Die Achse (Mitte) des Zapfenloches war demzufolge bei 5,5cm und nicht wie zu erwarten waere bei ca. 7cm. Eine wunderbare Loesung wenn man mit geringen Holzstaerken arbeitet wie beispielsweise 12cmx12cm oder eben 13,5cmx 13,5cm.Man vermeidet dadurch, dass sich die Zapfen der Riegel am Eckstiel beruehren.

Man hat an der Ecke, die ja den schwaechsten Punkt darstellt, eine kostenguenstige Variante gefunden dies zu Verhindern. Die Alternative waere, staerkeres Holz zu verwenden was bei der Qualitaet der brasilianischen Hoelzer nicht noetig waere. Als die Kolonisten die Qualitaet der Hoelzer erkannten, wurden die "Folgehaeuser" meistens in dem Format 12cmx12cm gebaut, hier handelt es sich natuerlich nur um meine Vermutung. Die Innenwaende wurden bei diesem Haus mit Lehmziegeln ausgemauert und saemtliche Waende und Decken von innen mit Lehm verputzt. Die ersten Einwanderer benutzten hierbei Lehm aus dem Fluss, er hatte die gleiche Farbe und Konsistens wie der Lehm den sie aus Deutschland kannten. Sie nutzten nicht den Lehm aus der Baugrube der ja roetlich aussieht. Dies waere sicher bequemer, aber anscheinend hatten sie dazu kein Vertrauen.Die Hoelzer wurden an den Innenseite bebeilt um dem Lehmputz sicheren Halt zu geben. Sie wandten die gleiche handwerkliche Technik an wie in Deutschland.Sie wussten schon, Lehm haengt sich nur auf, geht keine chem. Reaktionen ein.

Diese Buergerhaeuser hatten meisstens Deckenhoehen von ueber 3,00m , normale Fachwerkhaeuser in Deutschland, die der Bauern und Handwerker, waren da bei 2,20m bis 2,40m angesiedelt.Solche Deckenhoehen machen in Brasilien natuerlich keinen Sinn und kamen wohl auch nicht zur Anwendung...vielleicht auch ein Zeichen der neuen vermeintlichen Freiheit. Zwischen zwei zusammenhaengenden  Fenstern wurde immer ein Riegelstueck von 38cm Laenge eingebaut, wie in Deutschland. Wenn man 2 Fenster an einem Stiel befestigen wuerde, besteht die Gefahr, das sich dieser dreht und beider Fenster zerstoert, ausserdem stellt es  eine optische Auflockerung dar.  Die Aussenseite wird vom Zimmermann Schoenseite oder Bundseite genannt.

Von Blumenau nach Bombinhas...

Wir vermuten, das dies Haus schon einmal an einem anderen Standort war. Selbstverstaendlich wurden diese Haeuser von den deutschen Kolonisten in aller Eile und mit dem geringsten Aufwand errichtet. Diese Art der Gebaeude sollten ihren Dienst ein bis zwei Genarationen lang versehen. Leider war dieses Haus in Blumenau nicht mehr zu halten und der Rechtsanwalt Herr Valdir Righetto und dessen Ehefrau entschlossen sich, dem Haus eine neue Chance zu geben. Ein Grundstueck war gefunden, leider nicht in Blumenau, aber in Bombinhas in der Strandregion. Herr Righetto bat uns, die noetigen Arbeiten dazu durchzufuehren. Nach bestem Wissen rekonstruierten wir nun das Haus nach seinen Vorstellungen. Alle verwertbaren alten Hoelzer fanden Verwendung wie auch alle alten Ziegel. Da es sich hierbei um 6 verschieden Formate handelte, war es gar nicht so einfach sie entsprechend aufzuteilen. Die grossformatigen Ziegel nutzten wir an dem strassenseitigen Giebel da sie frueher dort auch waren, bei dem Rest haben wir rechnen muessen, so dass alles gleichmaessig aussieht.Die Raumaufteilung legte seine Frau Daniela mit Hilfe von Paulo fest. Daniela ist auch Architektin  so das  es ihr gut von der hand ging. Das Haus erhielt auch einen Anbau der zum grillen benutzt wird. Im Haus befinden sich :eine grosszuegige Wohnstube,ein Zimmer Badezimmer,Treppenhaus unten,oben 2 grosse Zimmer und ein kleines Bad.Oben hat man eine herrliche Aussicht von dem Dach des Grillhauses aus auf das Meer.

Hier einige Fotos...

Bild 1 - Fundament

 Bild 2 - Dachstuhl

 Bild 3 - Ausmauern

 Bild 4 - Dach

  Bild 5 - Innenwände

 

 Bild 6 - Aussensicht